Geschichte

Gründungsjahr: ca. 1901 Vereinskegeln, aber das Kirmeskegeln geht auf jahrhunderte zurück

Wahrscheinlich weiß jeder von uns, wie vielfältig das Kegeln heute mit seinen Disziplinen und Wettkampfformen ist. Classic, Schere, Bohle und Bowling sind die Bahnarten in Deutschland.

Historisch gesehen läßt sich das Kegeln in Europa bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurückverfolgen. Über Jahrhunderte war es territorial sehr unterschiedlich. Das Kegelspiel oder Boßeln vor dem Wirtshaus mit drei oder neun Schenkelknochen von Tieren, Holzstäben, Säulen oder flaschenähnlichen Kegeln erfreute sich großer Beliebtheit. Nach diesen in der Erde steckenden oder mit einer dicken Stellfläche versehenen kegelartigen Geräte wurde mit Stöcken, Steinen oder Holzkugeln geworfen. Dieses waren für viele Jahre die wechselnden Formen des Kegelns.

Es fehlte auf keinen Jahrmarkt, keinem Kirchweihfest und keiner Hochzeit. Es diente der Belustigung von Jung und Alt, arm und reich. Die sportlichen Ziele traten immer mehr in den Hintergrund und es wurde letztlich um Geld und Gut gespielt, so daß im Verlauf der Geschichte von Stadt- und Gemeindeverwaltungen das Kegeln verboten wurde, denn es ging mitunter ziemlich derb zu.

Unsere Stadt hat als einzige weit und breit drei Kegel auf rotem Tuch, dem sogenannten „Roten Wisch“ – im Stadtwappen. Sagenhaft und realistisch zu gleich. Ich zitiere: „ Zu Rodewisch im Vogtland war es früher auf der Kirmes Sitte, daß die Burschen auf einer Wiese mit einer großen Kugel nach vier Kegeln schoben“. „Der Gewinner erhielt ein rotes Tuch, das während des Spiels auf einer Stange gehangen hat. Er durfte am Abend mit der Tochter der Gutsherrschaft tanzen“.

An anderer Stelle heißt es „Seit Menschengedenken ist jeder Zeit nach dem Kirchweihfest des Dorfes Rodewisch zum Andenken an den „Roten Wisch“ eine besondere Festlichkeit veranstaltet worden, welche darin bestand, daß man eine Elle rotes Tuch ankaufte, um welches im mittleren Gasthof des Dorfes ein Kegelspiel veranstaltet wurde. An welchem der Besitzer des Rittergutes Obergöltzsch durch drei Freikugeln und sonst jeder Ortsbewohner durch eine Einlage sich beteiligen konnte. Wer mit drei Kugeln die meisten Kegel geschoben hatte, gewann das „Rote Tuch“, welches Ihm auf die Schultern geheftet wurde und er durfte sich auch unter den anwesenden Jungfrauen des Ortes eine erwählen und mit Ihr allein auf dem frei gelassenem Platze den Tanzreigen eröffnen.

Dieser erwähnenswerte uralte Brauch zur Kirmes das „Rote Tuch“ auskegeln, ist so bodenständig geworden, daß er noch heute in unserer Stadt Rodewisch gepflegt wird. Bis ins 18. Jahrhundert wurde ausschließlich im freien gekegelt. Gesellschaftsfähig wurde das Kegeln erst durch die Einführung einer Kegelordnung.

Im Laufe der geschichtlichen Entwicklung ging man mehr und mehr zum regelmäßigen Kegeln über. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es zu ersten Klubgründungen, deren Anliegen es war, unseren Sport in geordneteren Bahnen zu lenken und schon bald traten die sportlichen Ziele wieder in den Vordergrund. 1887 waren bei der Gründung des deutschen Keglerbundes 227 solcher Klubs vertreten.

In unserer Stadt gründete sich im Jahre 1901 der „Kegelverband Rodewisch in Sachsen“ mit dem Kegelclub „Fidele Brüder“ bestätigt von Karl Schneider vom „Sächsischen Keglerbund e.V.“ Wieviele Kegelclubs um die Jahrhundertwende dem damaligen Keglerverband Rodewisch angehörten ist uns nicht mehr bekannt. Bis in die 20iger Jahre wurde anfangs noch in den einzelnen Klubs nach unterschiedlichen Spielen und Spielregeln gekegelt. Immer mehr ging man zu Wettkampfformen über. Es wurde überwiegend in die vollen geschoben. Die 30iger Jahre brachten den Rodewischer Keglern schon ansehnliche Höhepunkte. Der Bäckermeister Richard Rödel wurde Deutscher Meister. Mannschaften nahmen am großen Kegel-Turnier der Olympiade 1936 in Berlin und am Weltkeglerturnier 1937 in Nürnberg teil. Die Teilnehmer namentlich bekannt waren: Ferdinand Seeler, Richard Rödel, Arthur Schädlich, Walter Tigges, Kurt Hendel und Kurt Möckel. Gekegelt wurde in Rodewisch zu dieser Zeit im Naturheilgarten, Hotel Rudolph, in der alten Ratskellerbahn und auch in der Reithalle. Der 2. Weltkrieg brachte wie bei vielen Sportarten ein pausieren. Gleich danach kurbelten die oben genannten Sportfreunde ihren geliebten Kegelsport wieder an, warben neue Mitglieder und kegelten in der SG Rodewisch. Daraus wurde dann die BSG Wismut. Im Jahre 1958 schloß sich die BSG Fortschritt an. Aus der BSG Wismut und der BSG Fortschritt gründete sich im Jahre 1959 die TSG Rodewisch. Unmittelbar nach dem Kriege wurde das beliebte Kirmeskegeln wieder aufgenommen, dabei gingen viele gespendete einfache Preise an die Gewinner. Gleichzeitig nahm man auch wieder am Wettkampfkegeln – jetzt gemischtes Spiel, Volle und Abräumer auf Kreisebene teil. Die darauffolgenden Jahrzehnte bis heute brachten unserer Sektion viele gute Erfolge und herausragende Leistungen. So können wir auf Bahnrekorde, Kreiseinzel- und Mannschaftsmeister, Bezirkseinzelmeister und einige vordere Plätze zu DDR-Meisterschaften und letzthin auch zur Deutschen Meisterschaft zurückblicken. Diese Erfolge verteilen sich auf solche Sportfreundinnen und Sportfreunde wie Else Junghähnel, Anni Seifert, Christa Keilig, Katrin Anke, Diana Rauer, Karl-Heinz Hendel, Adam Frei, Gerd Reißig, Jürgen Pätsch, Stefan Gäbler, Gunnar Ott, Ralf und Falk Hendel, Andreas Merk um nur die wichtigsten zu nennen.

Bis 1958 kegelten die Sportler unserer Sektion auf den Bahnen im Hotel Rudolph. 1957 begann der Ausbau der 2 Bahnenanlage im Ratskeller. Mit vielen Stunden Eigenleistung von den Keglern der BSG – Fortschritt und der BSG – Wismut Rodewisch schuf man eine Kegelsportstätte auf der, später mit Kegelstellautomaten, bis zum Mai 1996 reger Kegelsport betrieben wurde. Bekanntlich läuft nichts von allein. Unser Dank gilt heute an dieser Stelle all den langjährigen Sektionsleitern, wie Konrad Leidhold, Wolfgang Flach, Dieter Anke und den vielen Sektions- mitgliedern, den Übungsleitern, die sich in ungezählten Stunden für die Organisation und Durchführung unseres Kegelsports, für die Werterhaltung der Sportstätten einsetzten und sich um den Keglernachwuchs bemühten und ihn betreuten.

1958 beschlossen die Sektionsleitungen Kegeln der BSG Wismut und der damaligen BSG Medizin Rodewisch die Durchführung der Stadtmeisterschaften. Anfangs standen auch die Mannschaften beider Sektionen im Wettstreit. Später ermittelte man nur noch die Einzelsieger. Seit 1990 hat die Medizin keine Wettkampfmannschaft mehr. Die TSG hat bis heute nur noch aktive Wettkampfkeglerinnen und Kegler. Zu den Stadtmeisterschaften treten die Medzin im Freizeitbereich sehr erfolgreich an. Sie hollten einige Stadtmeistertitel bei den Frauen und Herren. Im Jahr 2022 wurde die 64. Stadtmeisterschaft ausgetragen.

Die Historie aller Stadtmeister kann man in der Kegelbahn der Göltzschtalhalle ansehen. Die Siegerehrungen wurden in den ersten Jahren der Stadtmeisterschaft im Ratskellersaal zum Kirmestanz vorgenommen. Endlauf zur Stadtmeisterschaft und Kirmeskegeln liefen zur gleichen Zeit zum Kirmeswochenende. Mit den Jahren änderte sich dies, man trennte die wettkampfmäßige Stadtmeisterschaft und das Kirmeskegeln. Nach der Wende 1990 kamen im Jugendbereich etliche Erfolge dazu.

1.            3x Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften mit
Jugendspielern Susanne Rosenberger, Richard Vettermann

2.            einige Landesmeistertitel und Platzierungen
                einige Bezirksmeistertitel und Platzierungen
                viele Kreismeistertitel

3.            3x Bezirksmeistertitel Mannschaft weiblich

4.            einige Staffelsiege mit der Mannschaft im Bezirk

Im Erwachsenenbereich
Teilnahme Vogtlandmeisterschaften
Teilnahme Bezirksmeisterschaften
Kreismeistertitel und Platzierungen